Solarpark soll erweitert werden
Energiegenossenschaft Odenwald will auf einer Freifläche in Beerfelden die erzeugte Leistung fast vervierfachen
OBERZENT . Große Solarparks auf Freiflächen gibt es im Odenwaldkreis vereinzelt, beispielsweise in Mossautal, Brombachtal oder Beerfelden. Bei einer der zwei PV-Anlagen der Energiegenossenschaft Odenwald (EGO) hat die Redaktion einmal hinter die Kulissen geschaut.
Die Freiflächenanlage in Oberzent, Stadtteil Beerfelden, ist eine von zwei Solarparks der EGO. Ihren Betrieb aufgenommen hat die etwa zwei Hektar große PV-Anlage am 30. Juni 2010. Nach dem ersten Schritt, nämlich der Zustimmung der Kommune zu dem Vorhaben, folgte der Austausch mit den etwa 15 Grundstückseigentümern. „Wir haben mit allen Pachtverträge über eine Laufzeit von 25 Jahren abgeschlossen“, sagt EGO-Vorstandsmitglied Thomas Mergenthaler.
Anschließend ging es im dritten Schritt darum, das naturschutzrechtliche Gutachten und weitere Genehmigungen einzuholen. „Das ging damals relativ schnell und dauerte etwa ein Jahr“, so Mergenthaler. „Heute dauert das deutlich länger.“ Das Naturschutzgutachten müsse beispielsweise innerhalb einer Vegetationsperiode gemacht werden, was schon einmal ein halbes Jahr in Anspruch nehme.
Der Solarpark selbst muss vom Regierungspräsidium zugelassen werden, dabei geht es um die Genehmigung dafür, landwirtschaftliche Flächen zur Energiegewinnung nutzen zu können. Dafür braucht es wiederum ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren, darunter zählen unter anderem ein Artenschutzgutachten, eine Alternativenprüfung – also, ob es besser geeignete Flächen dafür gibt –, und auch die Bodenpunkte müssen bestimmt werden. „Liegt dieser Wert über 40 Punkten, wird das Vorhaben eher nicht genehmigt“, erläutert Mergenthaler. „Außerdem wird ein Solarpark nur genehmigt, wenn dadurch die Existenz eines Landwirts nicht bedroht wird. Diese Prozesse dauern eine Weile.“
Aktuell durchläuft die Energiegenossenschaft wieder ein solches Verfahren, denn der Solarpark in Beerfelden soll in Richtung Ost und West erweitert werden. Die kommunale Zustimmung sei gegeben, aktuell laufen Gespräche mit den Grundstückseigentümern. Insgesamt sollen zu den zwei Teilfeldern drei neue hinzukommen. Damit erreiche die Anlage eine Gesamtleistung von fünf Megawatt. Aktuell hat der Solarpark mit seinen mehr als 6000 Modulen eine Leistung von 1,3 Megawatt und produziert damit 1,3 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Die neuen Module werden eine Leistung von etwa 400 kW haben und damit doppelt so viel wie die 2010 errichteten Module. Im besten Falle sei der Baubeginn im dritten Quartal 2025 zu erwarten.
Momentan sind im Solarpark laut Christin Foshag, die alle etwa hundert Anlagen der EGO täglich überwacht, einige Module nicht mehr ausreichend leistungsfähig, sodass diese ausgetauscht werden. „Es ist das erste Mal eine Reparatur in großem Stil, die mehrere 10.000 Euro ausmachen wird.“ Die Modultische stehen in einem Abstand von etwa vier Metern auf zwei umzäunten Flächen. Die Stelzen sind im Boden nur eingepflockt. Nichts auf dem Grundstück sei einbetoniert, außer das Trafohäuschen. Ein Rückbau der Anlage gelinge also beinahe rückstandsfrei.
Inmitten der umzäunten Anlage leben fast das ganze Jahr über 60 bis 100 Schafe. „Schäfer Udo Wüstenhagen beweidet die Fläche rund um die Solarmodule mit seinen Tieren von Anfang an“, erzählt Thomas Mergenthaler. Die Tiere sind dafür da, das Gras abzufressen. Damit sie nicht mit einem Mal die gesamte Anlage auf natürliche Weise mähen, werden sie immer auf Teilstücke der Fläche eingepfercht. „Schafe sind aber auch Feinschmecker, sie fressen nicht alles, was da wächst“, weiß Mergenthaler.
Deshalb schneide der Schäfer die höher wachsenden Pflanzen mit der Hand weg. Weil die Bodenverhältnisse eher schlecht seien, müsse auch regelmäßig nachgesät werden. Ihren Nachwuchs bringen die Schafe aber nicht im Solarpark auf die Welt. „Wenn wir die Anlage erweitern, wollen wir eventuell einen kleinen Stall für die Tiere bauen, damit sie dort dauerhaft bleiben können.“ Sicher sind sie dank des etwa zwei Meter hohen Zaunes auch vor Wölfen – und unter den Modulen haben sie im Sommer Schatten.
Auswirkungen auf die Bodenqualität habe die Freiflächenanlage nicht. „Das Gras wächst gut nach, und grundsätzlich wird schon bei der Standortwahl auf eher ‚schlechtere‘ Böden geachtet.“ Einzig der Lebensraum von Vögeln, etwa der Feldlerche, werde möglicherweise beeinflusst. „Deshalb geben wir diesen Vögeln eine alternative Habitatfläche direkt bei der Anlage an, die auch genutzt wird“, erläutert Mergenthaler. „Auch Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz werden umgesetzt, beispielsweise mit der Pflanzung neuer Bäume um das Areal oder einer fast umlaufenden Hecke am Zaun.“
Aber was ist mit PV-Anlagen auf Parkplätzen und Dächern von Supermärkten? „Es macht durchaus Sinn, große Parkplätze mit einer Carport-Lösung oder Dächer von Handelsketten und Privathäusern mit Solarmodulen zu belegen“, antwortet der Vorstand der Energiegenossenschaft. „Am Ende liegt die Entscheidung aber beim Eigentümer solcher Flächen, wie Privatpersonen, Unternehmen oder Kommunen. Zusätzlich müssen Statik und Verschattung beachtet werden. Und wer sein Dach in ein paar Jahren saniert, installiert jetzt keine PV-Anlage.“ Das Potenzial sei aber auf jeden Fall vorhanden, gerade bei Supermärkten, die einen hohen Energieaufwand mit ihren Kühlregalen haben.
„Die Energiewende ist eine riesige Aufgabe. Wenn das klappen soll, müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden.“ Die Energiegenossenschaft habe beispielsweise auch kommunale Dächer oder landwirtschaftliche Gebäude wie Scheunen oder Reithallen mit Solarmodulen belegt. Freiflächenanlagen seien ein weiterer, wichtiger Hebel. „Aber unser Grundsatz ist: Man darf es auch nicht übertreiben. Am Ende hat die Landwirtschaft immer Vorrang.“